Tuesday, December 21, 2010

Regenfront

Das war also der berühmt-berüchtigte Neuseelandregen, von dem uns viele erzählt haben. Wir mussten feststellen, dass wir davon bisher ziemlich verschont geblieben waren. Seit Tagen hatte es nichts als geregnet. Etwas, was man bei uns als sehr starken Regen bezeichnet, trommelte ohne Unterlass aufs Dach. Dabei fing es recht harmlos an mit Nieselregen oder mal stärkerem Regen, aber mit Pausen. So kam man zumindest für ein paar kleinere Ausflüge noch mal raus. Aber dann zeigte der Regen alles was er kann, und der Wind stürmte durch die Pohutukawas, neben denen wir campten.

Anfangs war es schon in Ordnung, einfach mal nicht rauszugehen, um sich irgendetwas anzuschauen und ein Buch zu lesen oder Filme zu gucken. Eigentlich wollten wir uns die nächste Staffel von Chuck aus der Videothek ausleihen, aber nicht einmal das ging Klar hätten wir mit dem Auto hinfahren können, aber alles aufräumen nur für eine kleine Fahrt in die Stadt, für die wir sonst locker einen Spaziergang machen würden, sahen wir irgendwie auch nicht ein. Es galt auszuharren. Ein dickes Buch war ausgelesen, auf das nächste hatte ich keine Lust. Man fühlte sich fast wie ein kleines Kind, dass sich beschweren wollte, dass es Langeweile hat. Nicht einmal ein Foto habe ich geschossen. Wenn es doch wenigstens nur mal kurz aufhören würde!

Das Kondenswasser sammelte sich an den Scheiben. Man ging nur raus, um die Toilette zu besuchen, wo man auf den ein oder anderen Camper in Regenjacke mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze traf. Man ging nur, wenn es nicht mehr zu vermeiden war, weil man wusste, dass man trotz Regenjacke einigermaßen durchnässt zurückkehrt. Inzwischen hatten sich Bäche auf dem Weg gebildet und die Dachrinne sprudelte einen fröhlichen Wasserbach auf den Boden. In den sanitären Anlagen, wo man sonst einen Radiosender hörte, trommelte der Regen so stark auf das Dach, das man die Musik nur mit Mühe überhaupt noch wahrnehmen konnte. Wie um das zu untermauern, strengte sich der Regen nochmal richtig an, gerade als mir der Gedanke durch den Kopf ging. Die Nachbarn auf dem Campingplatz waren schon seit einer halben Stunde mit ihrem Camper angekommen, aber hatten noch nicht den Mut gefunden auszusteigen. Seit Tagen schleppten wir einen Campingstuhl mit uns rum, der nass geworden war, weil er nachts draußen stand, doch wir hatten bisher keine Gelegenheit gefunden, ihn zu trocknen. Es machte einen echt mürbe. Dennoch waren wir froh, dass wir den Van hatten, als wir draußen auf zwei benachbarte Zelte guckten. So gut kann kein Zelt sein, dass es einem solchen Dauerregen standhält. Die Armen! Dann setzten wir uns also den nächsten Kaffee auf und harrten weiter aus. Der Wetterbericht versprach nichts Gutes für die nächste Woche.

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