Thursday, October 7, 2010

Canberra - außer Politik nichts los

Vergleichsweise wenige Backpacker verirren sich nach Canberra, der Hauptstadt Australiens. Wir dachten allerdings, es ist doch die Hauptstadt, und wenn wir mit dem Greyhound sowieso durchfahren, können wir auch für eine Nacht hier bleiben. Zum Glück haben wir, entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten, wirklich nur eine Nacht gebucht, noch dazu in dem bisher teuersten Hostel auf unserer Reise und mit nicht gerade freundlichem Personal (auch hier war der erste Eindruck im Hostel ein gewisses Omen für den restlichen Aufenthalt).

Canberra ist eine geplante Stadt und erst Anfang des 20. (!) Jahrhunderts gebaut worden (1913). Dies bringt es mit sich, dass das Stadtbild nicht einer normal gewachsenen Stadt gleicht und so etwas wie Kultur völlig fehlt. Die Stadt, mal von den Vororten abgesehen, besteht hauptsächlich aus öffentlichen Gebäuden, dazwischen grüner Rasen und lange, geradlinige Alleen. Zuviel grüner Rasen nach meinem Geschmack, zu wenig Natur. Die Gebäude fand ich auch nicht gerade ansehnlich, es fehlten eben historische Gebäude. Bis auf eine Kirche haben wir dergleichen nicht entdecken können. Natürlich gibt es auch “Kultur”: Museen, Galerien und vielleicht mal ein Kino. Dagegen war keinerlei “alternative” Kultur zu entdecken. Alles was uns Sydney beispielsweise sympathisch machte, fehlte in Canberra. Vielerlei Militär- und Polizeiinstitutionen kommen noch dazu. Ein Großteil der Leute ist uniformiert – nämlich in hellem Hemd mit Krawatte und maßgeschneiderten Hosen.

Sehr bezeichnend war ein kurzes Gespräch mit einem Einheimischen jüngeren Alters, während wir auf den Bus warteten. Nachdem wir bejahten, dass wir Touristen seien, sagte er hier wäre sowieso nichts los. Als wir ihn fragten, ob er hier wohnt erhielten wir ein traurig-resigniertes Nicken.

Am Ende liefen wir planlos durch die Innenstadt und wussten so recht gar nicht, was wir anstellen sollten. Das Highlight war das neue House of Parliaments (Foto oben), wobei das auch nicht gerade imposant ausah. Das alte (Foto rechts) fand ich viel besser ;-)

Aber was macht einem meistens die noch so langweiligste Stadt attraktiv? Die Suche nach einem Geocache. So haben wir die Zeit auch noch unterhaltsam umgehen lassen. Am nächsten Tag hatten wir vier Stunden Zeit, bis unser Bus fuhr. Was sollten wir da bloß anfangen? In unserem Hostel hätte der Aufenthalt nach dem Auschecken bzw. auch nur die Gepäckaufbewahrung nochmal extra gekostet. So vertrieben wir uns die Zeit bis zur Abfahrt des Busses mit der Nutzung des Internets in der Australian National Library (die übrigens eines der gefühlten zwei existierenden öffentlichen Telefone beherbergt, nur falls es mal jemanden nach Canberra verschlägt. Das andere befindet sich am Jolimont transit centre ;-)).

So, jetzt da ich kein gutes Haar an Canberra gelassen habe, muss ich noch hinzufügen, dass die Menschen dort (exclusive Hostel) sehr freundlich waren. Wir standen beispielsweise nie lange mit einer Karte in der Hand irgendwo, ohne dass jemand fragte ob er uns helfen könne.

No comments:

Post a Comment