Thursday, July 1, 2010

Kawah Ijen

Während ich diese Zeilen beginne, sitze ich am Rand des Ijen-Kraters. Mit einem Allrad-Jeep wurden wir in aller Frühe zum Anfang des Aufstiegspfads gebracht, zum Teil durch Kaffeeplantagen und dichten Regenwald, in dem Affen unseren Weg kreuzten. Der Allradantrieb machte sich bald bezahlt, ohne wären wir kaum die kaputten und steilen Straßen hinaufgekommen. Vor uns wurde schon ein normales Auto abgeschleppt, von einem Laster, der Arbeiter auf den Berg brachte. Wie kaputt die Straßen wirklich waren, sahen wir erst bei Tageslicht auf dem Rückweg. Der Kommentar unseres Fahrers dazu: Letztes Jahr waren sie noch tiptop, aber in der Regenzeit wurden sie teilweise stark zerstört. Allerdings müssen sich die Politiker um die Wahl kümmern (die ist in zwei Wochen) und haben sie keine Zeit für die Straßen.

Vor mir im Krater befindet sich der azurblaue Kratersee, an dessen Seite es unaufhörlich raucht. Wie wir später feststellen, kommt der Rauch hauptsächlich vom Wasser, welches zum Kühlen des Schwefels während des Abbaus genutzt wird. Der ligi traute sich den Abstieg bis zum Schlot im Krater, ich gab auf halber Strecke auf, als uns eine beißende Schwefelwolke entgegenrauchte. Es sieht aus wie auf einem außerirdischen Planeten.

Auf dem gleichen Weg, den die Touristen nehmen, gehen auch die Arbeiter. Den Berg hinauf tragen sie leere Körbe, in denen sie dann bergab den schweren Schwefel schleppen. Nur bergab kann man gar nicht sagen, da sie voll beladen erst den Krater wieder hochsteigen oder besser klettern müssen, um dann den Berg absteigen zu können. Aus der Ferne vom Gipfel sieht man überall Menschen wie Ameisen mit gelben Päckchen in gewissen Abstand den Weg entlanggehen. Der Auf- und Abstieg ist nicht ganz ungefährlich. Hier wieder eine kleine Horrorgeschichte für zuhause: letztes Jahr ist ein französischer Tourist in den Krater abgerutscht. Kaum vorstellbar, dass es die Männer mit so schwerer Last schaffen. Sie schleppen bis zu 90 kg mit einer Fuhre von zwei Körben. Einer sagte, sie gingen zweimal am Tag rauf und runter. Amri, ein einheimischer Reiseführer, erzählte mir, dass die Männer für 1 kg Schwefel 700 Rupien bekommen. Er fügte hinzu, dass sie die Arbeit gern machen. Wenn sie nicht hier arbeiten, dann verdingen sie sich als Bauarbeiter auf Bali, wo sie noch weniger Geld bekommen. Ich denke, es ist wohl ein bißchen die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Für die Männer reicht das EInkommen zwar zum Leben, aber wieviel ihrer Gesundheit sie wohl einbüßen?

Nach dem Aufstieg war ich schon ziemlich kaputt, und es war früh am Morgen und relativ kühl. Mit meinem (nur) 20-kg-Rucksack hätte ich das trotzdem nicht machen wollen, auch wenns nur bergab zu schleppen wäre. Wir versuchen immer anzuhalten und den beladenen Männern zumindest nicht den Weg zu verstellen. Schon mit den vergleichsweise wenigen Touristen wird das allmählich schwierig, vor allem bei dem steinigen Abstieg in den Krater.

Irgendwie kommt es einem komisch vor, dass man das als Touristenausflug macht, während die Männer hiermit hart schuftend ihren Lebensunterhalt verdienen., Immerhin können sie an den ein oder anderen Toruisten ein kleines gelbes Souvenir verkaufen, wie legal das ist hier oder beim Zoll zuhause sei mal dahingestellt.

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